Anhaltender Rückgang
Der Blutverbrauch sank stärker als im Vorjahr. Das Patient Blood Management dürfte in immer mehr Spitälern der Schweiz Verbreitung finden.
Ärztinnen und Ärzte setzen seit einigen Jahren Blut zurückhaltender und gezielter ein. Das spiegelte sich auch 2017 im Blutverbrauch. Der Verbrauch von Konzentraten roter Blutkörperchen (Erythrozytenkonzentrate, EK), dem wichtigsten Blutprodukt, ging wiederum zurück. Mit minus 5,7 Prozent lag er über dem Vorjahr (minus 3,5 Prozent), als sich der Rückgang deutlich abgeschwächt hatte. Hinter dem Schweizer Durchschnittswert von 2017 stehen auffällige regionale Unterschiede. In einzelnen Regionen ist der Rückgang bereits zum Stillstand gekommen, während er in anderen weiter zunimmt. Diese Entwicklung steht in direktem Zusammenhang mit der laufenden Umsetzung des Patient Blood Management in den Spitälern.
Rückgang bei allen drei Blutprodukten
Bei den beiden anderen Blutprodukten, dem Plasma und den Plättchen, die etwa zehn Mal weniger benötigt werden als die Konzentrate roter Blutkörperchen, zeigte sich bisher eine gegenläufige Entwicklung. Seit einigen Jahren ging der Bedarf an Plasma kontinuierlich zurück, während der Plättchenverbrauch anstieg. Dieser sank 2017 jedoch erstmals, der Rückgang betrug minus 2,9 Prozent (2016: plus 5,9 Prozent). Der Bedarf an Plasma nahm 2017 wie schon in den vorhergehenden Jahren ab, jedoch mit minus 4,7 Prozent etwas weniger deutlich (2016: minus 8,7 Prozent).
Damit ist 2017 zum ersten Mal ein Rückgang bei allen drei Blutprodukten zu verzeichnen. Dies weist ebenfalls darauf hin, dass das Patient Blood Management mittlerweile verbreitet umgesetzt wird.
Trendwende absehbar
Es ist zu erwarten, dass der Blutverbrauch in den kommenden Jahren nicht weiter zurückgehen bzw. zum Stillstand kommen wird und daraufhin wieder ansteigen dürfte. Gemäss einer wissenschaftlichen Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften sowie europäischen Vergleichszahlen des Verbrauchs von Konzentraten roter Blutkörperchen wird der Blutbedarf in den nächsten Jahren wieder zunehmen. Bereits heute werden fast zwei Drittel aller Bluttransfusionen von über 65-jährigen Patienten benötigt, deren Anteil an der Bevölkerung steigt.
Vor diesem Hintergrund setzen Blutspende SRK Schweiz und die regionalen Blutspendedienste alles daran, das Fachwissen und die Infrastruktur bei sinkenden Erträgen durch die Blutverkäufe an die Spitäler zu sichern, damit die Versorgung der Schweiz mit Blut auch in Zukunft gewährleistet ist.
Ohne Blutspenden könnten zahlreiche Patienten nicht überleben, zum Beispiel bei Unfällen, Operationen oder Krankheiten wie Krebs.
PD Dr. med Behrouz Mansouri Taleghani,
Leiter Transfusionsmedizin Universitätsspital Bern