Solides Wachstum

Das Schweizer Register verzeichnete per Ende 2017 116 652 Personen. Über die Hälfte sind unter 35 Jahre alt. Die bisher unbefristete Nachbetreuung von Spendern wurde in der revidierten Transplantationsverordnung auf 10 Jahre begrenzt, da das Spenden von Blutstammzellen als gesundheitlich sicher gilt.

2017 registrierten sich neu 13 863 Personen als Blutstammzellspender. Die starke Zunahme in den vergangenen Jahren (2016: 25 614 Neuregistrierungen) hat sich etwas abgeschwächt. Mit insgesamt 116 652 registrierten Personen per Ende Jahr wuchs das Register jedoch um 12,4 Prozent (2016: 103 822 Personen). Austritte, vor allem altershalber, waren 1038 zu verzeichnen (2016: 768). 62,1 Prozent aller Neuregistrierungen erfolgten online. 2016 waren es 72,3 Prozent, als verschiedene Patienten u.a. über Online-Kanäle zu Registrierungen aufgerufen hatten. Online-Registrierungen sind sehr erwünscht. Sie vereinfachen administrative Abläufe und helfen Kosten zu reduzieren. Überdies zeigen internationale Daten, dass Online-Registrierungen zu einer höheren Verfügbarkeit führen.

Das Beste für Patienten

Das moderate Wachstum in der Schweiz entspricht der Entwicklung in anderen Ländern. Nachdem zu Beginn der Auf- und der Ausbau der Register im Vordergrund standen, sodass Ende 2016 weltweit beinahe 31 Mio. Blutstammzellspender registriert waren, verlagert sich nun der Fokus auf die Zusammensetzung eines Registers. Bei Transplantationen mit unverwandten Spendern werden mittlerweile Transplantate von jungen Leuten vorgezogen, da sie medizinisch für Patienten von Vorteil sind. Altersmässig entwickelt sich das Schweizer Register in diese Richtung: 50 Prozent der Registrierten sind unter 35 Jahre alt. Das Durchschnittsalter ist seit 2012 von 39,5 Jahren um drei Jahre gesunken (2017: 36,7 Jahre). Von den Registrierten sind 36 Prozent Männer und 64 Prozent Frauen.

Vor diesem Hintergrund befasste sich Blutspende SRK Schweiz 2017 mit der Frage, ob in Zukunft ein quantitatives oder ein spezifischeres Wachstum des Registers im Vordergrund stehen soll. Sie überprüfte ihre Rekrutierungsstrategie und bezog dabei die Erkenntnisse externer Expertinnen und Experten im In- und Ausland ein. Dabei setzt sie sich zum Ziel, auch in Zukunft für Patientinnen und Patienten die beste Spende bereitzustellen und zugleich eine finanziell tragbare Führung des Registers zu sichern. Die definitive Strategie wird 2018 vorliegen und ab 2019 sukzessive umgesetzt.

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Auf Junge zugeschnitten

Damit es überhaupt zu Registrierungen kommen kann, braucht es eine Sensibilisierung der Bevölkerung. 2017 lag ein Schwerpunkt bei jungen Leuten. Im Mai startete in den Rekrutierungszentren der Schweizer Armee eine einjährige Kampagne, die rund 40 000 junge Männer über die Blutstammzellspende informiert. Das Bundesamt für Gesundheit unterstützt die Kampagne finanziell, der Militärärztliche Dienst ist der Partner vor Ort. An eine noch jüngere Altersgruppe, das heisst ungefähr 15- bis 18-Jährige, richtet sich ein neues Lehrmittel zum Thema Blut. Es ist für die Sekundarstufe II konzipiert und widmet einen grösseren Teil der Blutstammzellspende.

Mit dem Studierendenverein Marrow verfügt Blutspende SRK Schweiz über einen Partner, der bei Gleichaltrigen Anliegen rund um die Blutstammzellspende glaubwürdig vertreten kann. Marrow führte wiederum zahlreiche Sensibilisierungs- und Registrierungsaktionen an Hochschulen in der ganzen Schweiz durch und organisierte in Basel und Zürich Spendenläufe zugunsten der Blutstammzellspende. Im Herbst ergänzte Blutspende SRK Schweiz zudem ihre Online-Aktivitäten mit Instagram. Instagram ermöglicht, sich gezielt an 18- bis 30-Jährige zu wenden und die Reichweite von Influencern zu nutzen, die für diese Altersgruppe sehr wichtig sind. Facebook, das bei über 30-Jährigen einen grossen Stellenwert hat, bleibt jedoch nach wie vor ein Schlüsselmedium. Per Ende 2017 zählte Blutspende SRK Schweiz fast 7000 Fans, die der Blutstammzellspende sehr verbunden sind und sich ausgezeichnet für Patientenaufrufe sowie als Botschafter mobilisieren lassen.

Nabelschnurblut

Ende 2017 waren 4667 Einheiten Nabelschnurblut in den öffentlichen Nabelschnurblut-Banken Basel und Genf gelagert, im Vorjahr waren es 4598. Der Zuwachs betrug 69 Einheiten. Damit behalten die Nabelschnurblut-Banken das nötige Know-how, um bei Bedarf Patienten weltweit Nabelschnurblut-Einheiten zur Verfügung stellen zu können. Neu beteiligt sich Blutspende SRK Schweiz an einem Pilotprojekt betreffend Hybridbanking. Damit soll Müttern die Möglichkeit geboten werden, neben dem öffentlichen oder privaten, das sogenannte Hybridbanking  zu wählen. Beim Hybridbanking wird das Nabelschnurblut privat eingelagert, gleichzeitig HLA-typisiert und den öffentlichen Spenderregistern zur Verfügung gestellt.

Alle ansprechen

Die Information der breiten Öffentlichkeit bleibt gleichermassen wichtig, beispielsweise im Hinblick auf Fundraisingaktivitäten. Im vergangenen Jahr geschah dies durch die Präsenz in Fach- und Publikumsmedien sowie durch öffentliche Anlässe wie den nationalen Tag der Tat. Dieser fand mit einer Rekordbeteiligung zum vierten Mal statt, erstmals gleichzeitig mit dem World Marrow Donor Day. Über 130 Gruppen, darunter Samaritervereine, Feuerwehren und Patientenvereinigungen, informierten am 16. September in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein an Standaktionen die Bevölkerung über die Blutstammzellspende. In den Wochen vor und nach dem Tag der Tat gab es rund 1200 Neuregistrierungen. Auf sehr grosses Echo stossen öffentliche Aufrufe von Patienten. 2017 kam es gerade in einem einzigen Fall dazu. In einer erstmaligen grenzüberschreitenden gemeinsamen Aktion von Blutspende SRK Schweiz und der Deutschen Knochenmarkspende (DKMS) wurden im Januar Blutstammzellspender für eine 18-jährige an Leukämie erkrankte Frau aus Konstanz und für andere gesucht. Über 2300 Personen registrierten sich vor Ort, davon 350 im Schweizer Register.

Überarbeitung Spendekriterien

Haben sich Personen zu einer Registrierung als Blutstammzellspender entschlossen, füllen sie einen Fragebogen zu ihrer Gesundheit aus. Medizinisches Fachpersonal bewertet die Antworten und entscheidet anhand eines Kriterienkatalogs, ob jemand in das Register aufgenommen wird. Dieser Katalog wurde während der vergangenen drei Jahre umfassend überarbeitet ebenso wie die Kriterienkataloge, die bei der Kontrolltypisierung und beim medizinischen Check vor der Spende zur Anwendung gelangen. Seit Herbst 2017 liegen die neuen, sehr viel detaillierteren Kriterienkataloge vor, die effiziente und einheitliche Bewertungen erlauben.

Bereitschaft zur Spende

Für einmal registrierte Blutstammzellspender ist die Wahrscheinlichkeit, für eine Spende angefragt zu werden, sehr gering. Bis zu einer allfälligen Anfrage kann überdies viel Zeit verstreichen. Umso wichtiger ist ein regelmässiger Kontakt zu den Registrierten, u.a. um deren Adressdaten zu aktualisieren. Sie erhalten daher zweimal jährlich per Post das Magazin «Together», das sie über die Blutstammzellspende auf dem Laufenden hält. Ob die Registrierten zum Zeitpunkt einer Anfrage tatsächlich zu einer Spende bereit sind, darüber gibt die sogenannte Verfügbarkeit Aufschluss. 2017 lag die Gesamtverfügbarkeit bei 69,4 Prozent und damit im internationalen Durchschnitt. Sie ist jedoch tiefer als 2016 (74,8 Prozent). Dies ist vor allem auf Absagen aus medizinischen Gründen zurückzuführen, die zugenommen haben. Etwa die Hälfte davon beruht auf Schwangerschaften und Sperrfristen nach Auslandreisen.

Betreuung der Spender

Nach ihrer Spende betreut Blutspende SRK Schweiz in der Schweiz alle unverwandten und seit 2016 im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit auch alle verwandten Spender von Blutstammzellen und überprüft, ob und wie sich diese gesundheitlich auswirkt. Die Rücklaufquote der Fragebogen, die die Spender jeweils erhalten, ist sehr hoch. Sie spricht für gut informierte und bewusste Spender, die Blutspende SRK Schweiz vertrauen.

Seit den Anfängen der Blutstammzellspende vor über 25 Jahren wurden in der Schweiz keine gravierenden Folgen beobachtet. Zahlreiche Studien belegen, dass das Spenden von Blutstammzellen sicher ist. Daher wurde die bisher zeitlich unbegrenzte Nachsorge 2017 im Rahmen von Anpassungen der Schweizer Transplantationsverordnung auf 10 Jahre begrenzt. Die sorgfältige Nachsorge bleibt indessen auch in Zukunft ein wesentlicher Teil der Blutstammzellspende.

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