Stabile Blutversorgung

Die Versorgungslage präsentierte sich während des ganzen Jahres gut. Um bestehende Blutspender zu halten und die dringend benötigten neuen Blutspender zu gewinnen, braucht es ein niederschwelliges Angebot zum Blutspenden.

 

Die Versorgung der Spitäler mit Blutprodukten soll so genau wie möglich auf den Bedarf ausgerichtet sein. Dies ist anspruchsvoll, da Blutspenden nur kurze Zeit haltbar sind, die Lagerbestände jedoch nicht unter eine kritische Grenze sinken dürfen.

2017 war die Versorgungslage durchwegs gut. Die sonst übliche Blutknappheit im Sommer blieb aus. Dazu beigetragen haben zum einen zahlreiche Marketing- und Beschaffungs­massnahmen während der Sommermonate. Zum anderen blieben lang anhaltende Hitzeperioden aus, die sich in der Regel negativ auf die Anzahl Blutspenden auswirken.

Steigende Verfallrate

2017 zählte man 282 421  Blutspenden. Das sind 4,3 Prozent weniger als 2016. Dieser Rückgang entspricht in etwa dem sinkenden Blutbedarf. Die Verfallrate lag mit 1,9 Prozent jedoch höher als im Vorjahr (2016: 1,4 Prozent) und ist seit dem Tiefstwert von 2015 (1,3 Prozent) im Zunehmen begriffen. In Europa gilt eine Verfallrate von unter 5 Prozent als ausgezeichnet. Die Schweiz liegt nach Spitzenplätzen jetzt jedoch im Mittelfeld. Strukturelle Massnahmen sollen u.a. dazu beitragen, die Planung zu vereinfachen und die Verfallrate tief zu halten.

Optimierung der Strukturen

Blutspende SRK Schweiz ist für die nationale Steuerung der Blutversorgung verantwortlich. Seit 2016 betreibt sie eine Online-Plattform, auf der die Regionen jederzeit einen Überblick über die aktuellen Lagerbestände erhalten. Dennoch bleibt es für kleinere, ländliche Regionen schwierig, hohe Schwankungen des Bedarfs sowie die Auswirkungen des Patient Blood Management auszugleichen. Ein Zusammenschluss zu grösseren Einheiten kann u.a. vor diesem Hintergrund zweckmässig sein. So erfolgte am 1. Januar 2017 per Fusion die Integration des regionalen Blutspendedienstes Wallis in die Interregionale Blutspende SRK. Sehr viel weiter geht die 2017 von Blutspende SRK Schweiz und den regionalen Blutspendediensten gefällte Entscheidung, in der Schweiz vier ähnlich grosse Beschaffungs- bzw. Versorgungszonen einzuführen, die die Blutversorgung in ihrem Gebiet flächendeckend und weitgehend autonom regeln. Die Blutbeschaffung kann so besser auf den Bedarf abstimmt werden, die Planung bzw. die nationale Steuerung der Blutversorgung wird einfacher und effizienter. Die vollständige Umsetzung ist auf Anfang 2020 vorgesehen.

Fachwissen sichern

Die regionalen Blutspendedienste sind für ihre Tätigkeit auf kompetentes Fachpersonal angewiesen. Blutspendewesen und Transfusionsmedizin leiden jedoch unter einem Nachwuchsproblem. Blutspende SRK Schweiz führte daher ein mehrjähriges, von der Humanitären Stiftung SRK finanziell unterstütztes Projekt im Bereich Personalentwicklung durch, das 2017 abgeschlossen wurde. Es ermöglichte über fünf Jahre die bedarfsgerechte Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitenden in Schlüsselpositionen im Blutspendewesen und in der Transfusionsmedizin.

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Auf Spender zugeschnitten

 

Die Optimierung der Strukturen und die Sicherung des Fachwissens sind das eine. Am Anfang der Wertschöpfungskette stehen jedoch die unzähligen Menschen, die Blut spenden. Für sie muss eine Blutspende angenehm und unkompliziert sein. Dank der Online-Applikation «Terminsuche» erfahren sie jederzeit, wann und wo in der Schweiz Blut gespendet werden kann. Die «Terminsuche»  erfreut sich grosser Beliebtheit. Die  Zugriffe haben sich innerhalb von drei Jahren um 27 Prozent erhöht und lagen 2017 bei fast 130 000.

Die einen Blutspender bevorzugen dezentrale mobile Blutspendeaktionen, wie sie regelmässig in eher ländlichen Gegenden stattfinden. Diese Aktionen organisieren zum grossen Teil die lokalen Samariterinnen und Samariter, die es bestens verstehen, zur Spende zu motivieren. Die Grundversorgung der Schweiz mit Blutprodukten basiert denn auch fast zur Hälfte auf mobilen Aktionen. 2017 machten sie einen Anteil von 47 Prozent aus (2016: 44 Prozent). In 960 Ortschaften (2016: 928) fanden insgesamt 1845 Blutspendeaktionen statt (2016: 1820). Die durchschnittlich beschaffte Anzahl Spenden pro Aktion bewegte sich mit 71,6 Spenden auf dem bisherigen Niveau (2016: 71,3 Spenden).

Andere Blutspender ziehen städtische Blutspendezentren vor. In diesen kam es 2017 zu 53 Prozent der Blutspenden. Hier ist es seit Jahren üblich, Blutspender bedarfsbezogen, das heisst nach den benötigten Blutgruppen, zu einer Spende einzuladen.

Spender gewinnen und halten

Die langjährigen treuen Blutspenderinnen und Blutspender sorgen dafür, dass genügend Blutspenden zur Verfügung stehen. Viele von ihnen dürfen jedoch aus Altersgründen mit der Zeit nicht mehr spenden. Das kann in Zukunft zu kritischen Situationen führen, da der Bedarf an Blutprodukten in den nächsten Jahren aufgrund der demografischen Entwicklung wieder zunehmen wird. Es braucht dringend junge Menschen, die bereit sind, regelmässig Blut zu spenden.

Blutspende SRK Schweiz und die regionalen Blutspendedienste haben sich 2017 daher erstmals für eine gemeinsame Blutspende-Sensi­bili­sierungs­kampagne entschieden, um so eine möglichst hohe Wirksamkeit zu erzielen. Die Kampagne startet 2018 und wird sich über drei Jahre erstrecken. Zuerst richtet sie sich an 30- bis 45-Jährige und rückt junge Familien ins Zentrum.

Speziell für ganz Junge

Im Herbst 2017 lancierte Blutspende SRK Schweiz in Ergänzung zu Facebook ihren Instagram-Auftritt. Über Instagram werden 18- bis 30-Jährige angesprochen. Dabei kann die  Reichweite der für diese Altersgruppe besonders wichtigen Influencer genutzt werden, um junge Leute für die Blutspende wie auch für die Blutstammzellspende zu sensibilisieren.

Für noch Jüngere ist ein neues Lehrmittel für die Sekundarstufe II konzipiert, das Ende 2017 erschienen ist. Das Arbeitsheft «Das Blut» richtet sich an ungefähr 15- bis 18-jährige Schülerinnen und Schüler und wird durch Materialien ergänzt. Es schliesst an das bereits bestehende Lehrmittel zum Thema Blut für die Sekundarstufe I an, das bei den Lehrpersonen auf ein sehr gutes Echo stösst.

Schwerpunkt Blutgruppen

Thematisch lag der Fokus der Marketingaktivitäten auch 2017 auf den Blutgruppen. Die fortgesetzte und längerfristige Sensibilisierung soll Blutspendern nahebringen, dass nicht jede Blutgruppe zu jedem Zeitpunkt gleich stark benötigt wird. Überdies handelt es sich um ein Thema, das bei der Bevölkerung generell auf Interesse stösst. Bereits in den ersten Monaten des Jahres informierten Plakate in IC-Zügen und regionalen S-Bahnen über die Blutgruppen. Am Weltblutspendetag vom 14. Juni lancierte Blutspende SRK Schweiz eine Sensi­bili­sierungs­kampagne, um die Bevölkerung auf die für die Blutversorgung schwierige Sommerzeit aufmerksam zu machen. Im Zentrum standen wiederum die Blutgruppen. In einer Partnerschaft mit dem Detailhändler Migros wurden vor grossen Migros-Filialen in der ganzen Schweiz in Anspielung auf fehlendes Blut Berliner ohne Konfitüre verteilt. Die Medienresonanz war hoch. Um das Wissen über die Blutspende weiter zu fördern, fand vom 19. Juni bis 28. Juli mit diversen Partnern eine Wettbewerbsreihe rund um das Thema Blut statt. Die Kampagne und die kontinuierlichen Sensi­bili­sierungs­massnahmen zeigten Wirkung und trugen dazu bei, dass es im Sommer 2017 zu keinem Engpass in der Blutversorgung kam.